· 

Inselhüpfen abgespeckt #1

Alles, "was ich unbedingt tun muss", habe ich in die letzten acht Tage gepackt. Zumindest alles, was man an der Karibikküste von Yucatán gefälligst tut. Lauter wohlgemeinte Ratschläge ohne Arg von mexikanischen Plant-for-the-Planet-Kollegen, Einheimischen, Mitreisenden. Also stürze ich mich in das hippieske Treiben der extrem sandigen Isla Holbox, ganz im Norden von Yucatán. Hier sei die Welt noch schön, kein Sargazo (Algenplage), coole Leute und wenig Tourismus. Se vive bien en Holbox! so sagt man. Sicherlich liegt es an mir und den vergangenen vier Wochen, dass ich nicht so richtig reinkomme in den Insel-Flow. Plötzlich scheint alles urlaubsinselparadiesisch gestelzt zu sein, die Inselbewohner von den Touris genervt, die Touris wiederum Möchtegern-Hippies. Mir fehlt die gewohnte Herzlichkeit und Offenheit, die Unvoreingenommenheit und Freundlichkeit der Mexikaner. Und auch scheint man hier anders zu urlauben. Man grüßt nicht mehr, lächelt nicht. Ich wäre gerne vor 15 Jahren hier gewesen.

Die Insel ist ein Paradies aus Sand mit all seiner Vielfalt an Pflanzen, Vögeln und Echsen. Sowohl mit Stechviechern (sowieso) aber eben auch mit vielem anderen Getier kann man fast auf Tuchfühlung gehen. Sind sie gewohnt, beobachtet und fotografiert zu werden? Nähere ich mich ihnen vorsichtig, danken sie es mir mit ein paar Sekunden, die mir bleiben: wähle ich schauen oder knipsen? Und die Entscheidung will schnell getroffen sein. Oft bin ich zu langsam. Langsam pirsche ich mich durch die mit Mangroven bewachsenen Strandregionen. Der Untergrund ist schlammig und immer wieder trete ich auf stachlige Schneckenhäuser. Daher ist auch weit und breit keine Menschenseele zu hören. Wunderbar!

Ein buitre, ein Geier, wie er typisch für diese Region ist. Er hat mich natürlich zuerst bemerkt, flog aber nur einen Stamm weiter.

Braunpelikane sind sehr angenehme Badegäste, bereichern das Gesamtbild ungemein. Mich haben ihre Augen beeindruckt und natürlich, wie sie ihre fischige Beute in der Schnabeltasche noch ne Runde schwimmen lassen, bevor die geschluckt wird.

Vorbei sind meine paar Sekunden. Glücklicherweise blieb mir trotzdem genug Zeit ihn zu beobachten.

Keine Ahnung, wohin es ihn zieht, diesen hübschen Reiher. Das Schild zeigt nach Berlin. Okay auch nach Bogotá, aber kann man dem Richtungsweiser wirklich Vertrauen schenken? Mir zeigt es jedenfalls, dass meine Tage hier gezählt sind. Hätte ich sonst das Schild überhaupt bemerkt? Ich denke nicht.


Inselimpressionen (Sonnenauf- und -untergänge gehen immer)

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Detlef (Samstag, 17 August 2019 20:55)

    Schöne Bilder
    Das mit dem zu lange überlegen kenne ich nur zu gut.

  • #2

    Gregor Common (Sonntag, 18 August 2019 12:37)

    Herzlichkeit, Unvoreingenommenheit, offenes aufeinander zugehen - all diese Dinge verschwinden mit dem ersten All-Inclusive Hotel. Dann kommen die dicken Schiffe und dann noch "Glamping" - uaaaahhhhh. Hauptsache wie daheim..... Aber hey -es gibt sie diese spots und wir werden noch einige davon finden. Und nein - ich werde hier nicht rein schreiben wo sie sind :-)