... Yo soy como el chile verde, llorona, picante pero sabroso ...
Chavela Vargas´ Interpretation der Llorona (hier die Version aus dem Frida Kahlo - Film) berührt mich, seit ich sie kenne. Sie hatte ich immer wieder im Kopf während der letzten Wochen. Zwischendurch aber auch jene von Depedro, die ich schon mehrmals in Nürnberg live gesehen habe. Und ich liebe sie so! Jetzt noch mehr. Nun können Millionen von Bildern, Gerüchen und Klängen in meinem Kopf ein anderes vollkommeneres Antlitz des Landes, das ich dennoch sehr unvollkommen bereist habe, verfeinern. Vieles fehlt mir natürlich. Ich habe ja nur Yucatán ein wenig kennen lernen dürfen. Und dafür bin ich sehr dankbar!

Manches mochte ich nicht: den Müll. Überall liegt er herum und die Berge von allen nur vorstellbaren Abfällen wachsen täglich. Wasser aus der Leitung zu trinken, sollte man unterlassen, deshalb sind Unmengen an Plastikflaschen überall im Umlauf. Es gibt kein ernstzunehmendes Pfand- oder Recyclingsystem und ich sah nicht nur einmal, dass Menschen ihre Plastikflaschen einfach fallen lassen oder sogar aus dem Auto werfen. Auf letzteren Vorfall hin fragte ich die Täterin, ob sie das ernst meine. Diese schaute mich nur überrascht an, vor allem, als ich aus dem Colectivo sprang - wir hatten gerade angehalten - und die Flasche wieder ins Auto holte. Es gibt kein wirkliches Bewusstsein für diese Problematik. Mülleimer sind rar. Mich hat es an manchen Tagen extrem frustriert, die wunderbare Pflanzenwelt in den Dörfern und an den Straßenrändern mit Müll zugeschüttert sehen zu müssen. Es kostet Kraft, sich in diesem Moment bewusst auf die schönen Sachen zu konzentrieren.
Dazu gehört auch nicht die hohe Luftfeuchtigkeit, unter der ich massiv zu leiden hatte. Die Hitze wäre nicht schlimm gewesen, aber die Kombi ist problematisch. Ich habe noch nie in meinem Leben so viel Wasser in mich rein geschüttet, um nicht permanent zu dehydrieren

Aber die Palmen und der feine Sand, der tagelang an den Beinen klebt! Das Grün-Weiß-Türkis-Ding ist, wonach sich mein Ossiherz seit dem Mauerfall gesehnt hat. Oder noch länger. Und es ist fantastisch, sich inmitten dieser Farben zu bewegen, einzutauchen, in dieses hellblaue glasklare Wasser, über Barakudas und Meeresschildkröten zu schnorcheln, einfach im flachen warmen Meer zu liegen ohne auch nur ansatzweise zu frösteln.
Das alles fühlt sich wunderbar an, muss es das aber notwendigerweise?, frage ich mich. Wieder stelle ich fest: es war klasse, ich wäre ohne dieses Grün-Weiß-Türkis-Ding aber nicht weniger glücklich. In den bereits vergangenen Monaten meines Sabbatjahres habe ich - auch ein wenig weil ich es musste - einen Sport daraus gemacht. Immer wenn mich meine Lust nach Dingen, nach Zeug, packt, frage ich mein Gewissen. Bin ich damit glücklicher? Brauche ich das wirklich? Geht es mir damit besser?
Bei dieser Reise war die Antwort sofort klar. Sie hat mich definitiv glücklich gemacht und mein Leben bereichert.
Jetzt sitze ich an meinem Gate im Flughafen von Cancún und warte auf das Boarding nach London. Ich darf mich tatsächlich noch auf zwei Wochen Cornwall mit meiner Familie freuen. LUCKY ME!
Die letzten fünf Wochen werden noch lange nachwirken. Natürlich erstatte ich meinem Auftraggeber Plant-for-the-Planet ausführlich Bericht. Fotos und Filme wollen noch bearbeitet werden und ein paar Texte stehen auch noch aus.
Ich habe viel erfahren über die Menschen, über die Arbeit auf der Pflanzfläche und im Camp, über das einfache Leben in Yucatán, über das beeindruckende Improvisationsvermögen der Menschen. Mein Kopf und mein Herz sind voll von wunderbaren Eindrücken, viele davon habe ich noch zu verarbeiten.
Ich hoffe sehr, dass Du ein wenig Spaß am Lesen hattest und wieder mal reinschaust. Danke für Deine Zeit und melde Dich gerne für Fragen, Kritik und was immer Dir zu dem Thema auf dem Herzen liegt.
Bis bald!
Deine Anja
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